Eine Person testet ein Videospiel.

Woran auch gute Videospiele scheitern

Warum ist es so wichtig, in das Spielerlebnis zu investieren?


Videospiele haben eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich. Der technische Fortschritt, das Internet, die sozialen Medien: All das hat die Kreativität und Professionalisierung auf vielfältige Weise befördert. Aber mit steigender Qualität steigen auch die Erwartungen. Die Maßstäbe von Gamern sind heutzutage höher denn je.

Es gibt großartige Spiele zuhauf. Der Markt ist gesättigt. Aus der Masse sticht da nur noch heraus, wer auch buchstäblich ein herausragendes Spielerlebnis bietet. Wenn Ihr Spiel erfolgreich sein soll, ist es nicht länger nur eine Option, in das Spielerlebnis zu investieren – vielmehr sind Crowdtesting, Community Management und Support für Spieler und Spielerinnen die zentralen Faktoren für den Erfolg.

Im Mittelpunkt: Der Spieler

„Wenn wir über Spielerinnen und Spieler sprechen, dann geht es häufig darum, wie sie mit einem Spiel interagieren und welche Bindung sie zu einem Spiel haben“, erklärt Olga Madurska, Global Program Manager für Player Experience bei Lionbridge Games. „Das nennen wir Spielerlebnis, Player Experience oder kurz PX. Man kann sich das vorstellen als die Reise durch ein Spiel.“

Zwar ist „Spielerlebnis“ in der Welt des Gamings ein vergleichsweise neuer Begriff, aber nichtsdestoweniger hat er sich in Rekordzeit zu einer der wichtigsten Messgrößen in der Branche entwickelt.

Kaum jemand weiß das besser als Tommy Lachambre, Director of Player Experience. „Als Wissenszweig ist das Spielerlebnis eine ziemlich neue Entwicklung, aber in ihr kulminieren letztlich drei Jahrzehnte des Wachstums. Die Branche hat beobachtet und daraus ihre Schlüsse gezogen. So rückten die Spieler nach und nach immer mehr in den Mittelpunkt des Produktionsprozesses.“

Inzwischen ist das Spielerlebnis für Entwickler, Publisher und Dienstleistungsunternehmen die ultimative Kennzahl für den Erfolg eines Games. Sämtliche Anstrengungen im Vorfeld der Veröffentlichung eines Spiels – Grafik, Sound, Gameplay, Lokalisierung, Testen, Marketing – dienen letztlich der Zufriedenheit der Endnutzer.

Dabei ist und bleibt natürlich vor allem wichtig, dass Entwickler ihr primäres Ziel nicht aus den Augen verlieren: ein spannendes, ansprechendes und niedrigschwellig zugängliches Spiel für ihr Publikum zu schaffen. Zwar sind Gestalter, Entwickler und andere an einem Spiel Beteiligte der Kreativität, der technischen Leistung oder dem Vertrieb verpflichtet, aber diese Einzelaspekte dürfen das große Ganze niemals überlagern.

„Es geht um mehr als nur Gameplay – es geht um eine emotionale Bindung“, betont Madurska. 

Bei jeder Entscheidung vor, während und nach der Entwicklung eines Spiels sollte man Spielerinnen und Spieler daher nicht nur im Kopf haben, sondern sie konsequent in den Mittelpunkt stellen. Heutzutage mag das wie eine Selbstverständlichkeit klingen, aber in der Vergangenheit hat es immer wieder Spiele gegeben, deren eklatante Schwächen jede noch so großartige Grundidee kaputtmachten.

Gescheiter durch Scheitern

Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie haben gerade nach Dutzenden von Anläufen einen zermürbenden Bosskampf überstanden. Erleichtert genießen Sie Ihren Triumph und warten voller Stolz darauf, dass die Filmsequenz zur Feier Ihres Siegs startet. Sie haben es endlich geschafft! Aber dann erfriert Ihr Charakter. Einfach so. Aus dem Nichts. Während der Zwischensequenz.

Genau damit wurde ein Adventure-Shooter Anfang der 2000er berühmt-berüchtigt. Das Spiel war exzellent gestaltet, die Grafiken setzten seinerzeit Maßstäbe. Alles hätte so toll sein können, wären da nicht die ständig dazwischenfunkende Temperaturmechanik und die unausgegorene Steuerung gewesen. So aber waren die Spieler wahlweise perplex oder wütend.

Zwar erhielt das Spiel alles in allem trotzdem noch positive Kritiken, doch die scheinbaren Kleinigkeiten trübten das Gesamtbild ganz erheblich. Auf begeisterten Zuspruch in den Kritiken folgten meist umgehend Tausende Forumsbeiträge mit Fragen wie: „Warum bin ich erfroren – ich war doch in einem Gebäude?“

Dies ist bei Weitem nicht der einzige Fall von verschenktem Potenzial. Über die Jahre sind unzählige hitverdächtige Spiele gekommen und wieder in der Versenkung verschwunden. Oft lag es an wenigen, immer gleichen Fehlern.

„Die Palette der Probleme beim Spielerlebnis ist breit“, sagt Madurska, „aber einige treten gehäuft auf.“

Zu den häufigsten PX-Fallstricken gehören:

  • Fehlender Kontakt zwischen Entwicklern und Spielern
  • Fehlinformationen und Fehlkommunikation
  • Fehlende Benutzerperspektive
  • Fehlende Qualität bei der Lokalisierung
  • Fehlende Game Performance
  • Fehlendes Community Management

„Diese Fallstricke zeigen sich dann bevorzugt in Abstürzen, Netzwerkinstabilität, unbeliebtem Gameplay oder unpopulären Spielmechaniken, missverstandenen Spielfeatures, Cheating, unausgeglichenem Mehrspieler und fehlender Reaktion auf Feedback von Spielerinnen und Spielern.“ 

So macht das Spielerlebnis ein Spiel besser

Wie also können Spieleentwickler diese Probleme umgehen? Ausgewiesene Fachleute für Player Experience verweisen gern auf drei Säulen, auf denen das Spielerlebnis ruht:

Crowdtesting

Eigentlich sind Tests im Labor und Crowdtesting zwei Seiten derselben Medaille, und doch übergehen Entwickler Letzteres leider allzu häufig. Selbstverständlich muss es zunächst eine interne Qualitätssicherung geben, damit ein Spiel überhaupt funktioniert und zuverlässig ist. Aber an Praxistests führt dennoch kein Weg vorbei.

Erst massenhafte Betatests liefern Studios wertvolle Hinweise aus Spielersicht – Feedback, mit dem sie schon während des Entwicklungsprozesses technische Schwierigkeiten, Netzwerk- und Hardwareprobleme, unbeliebte Gameplay-Funktionen und vieles mehr erkennen können. Wollen Sie wissen, wie Ihr Spiel über das WLAN eines Cafés auf dem platten Land läuft? Wollen Sie testen, ob und wie Käufe im Spiel mit den jeweiligen Zahlungsmethoden in bestimmten Regionen funktionieren? Oder wie die Leistung Ihres Spiels auf einem Billiggerät mit zusammengestückelter Konfiguration ist?

Crowdtesting bildet schlicht die Realitäten echter Spielerinnen und Spieler ab. Und darin geht es um einfache Rückmeldungen zum Gameplay ebenso wie um Leistung und Netzwerkfunktionalität. Sowohl interne Tests als auch Crowdtesting zu nutzen, ermöglicht es Entwicklern, zu verstehen, wie Spielerinnen und Spieler mit einem Spiel interagieren, und dann den Feinschliff verschiedener Aspekte so vorzunehmen, dass Funktionalität und Spaß garantiert sind.

Support für Spielerinnen und Spielern

Beim Support für Spielerinnen und Spielern geht es um Probleme wie Glitches, Fehlinformationen, Schwierigkeiten mit dem Gameplay und toxisches Verhalten. Ziel ist dabei letztlich immer noch, für ein einwandfreies und positives Erlebnis zu sorgen. Aber der Trend geht weg vom klassischen Individualkundendienst und hin zu ganzheitlicheren Methoden des Player Supports.

Die Teams des Supports verfolgen dabei Feedback und Beschwerden nach und melden sie den Entwicklern. Diese lassen dann so viele Fehlerbehebungen wie möglich auf einmal in Updates und Patches einfließen. Zudem werden die Daten ausgewertet, um Probleme bei künftigen Updates von Spielen oder Titelveröffentlichungen von vornherein zu vermeiden.

Community Management

Community Management bedeutet, einen Raum nur für Spielerinnen und Spielern zu schaffen – einen Raum, in dem sie sich entfalten können, mit anderen Spielern interagieren können, Feedback geben und darüber sprechen können, was sie mögen oder nicht mögen. Dieser Raum fungiert als Brücke zwischen Spielern und Entwicklern und fördert den produktiven Austausch zwischen beiden Gruppen.

So können Entwickler beispielsweise Spielerinnen und Spielern auf dem Laufenden halten und sich selbst über die Stimmung in der Community informieren. Spielerinnen und Spielern wiederum können sich austauschen und die Gesellschaft Gleichgesinnter und anderer Fans suchen. Richtig eingesetzt ermöglicht es dieser Informationsfluss den Teams von Marketing, PR und Entwicklung, potenziellen Problemen voraus zu sein und das Spielerlebnis in Echtzeit zu verbessern.

„Unterm Strich ist das Spielerlebnis nichts anderes als Kommunikation mit Spielerinnen und Spielern. Wir wollen wissen, was hüben wie drüben los ist – welche Schritte zur Fehlerbehebung vorgenommen werden, welche Sprachen lokalisiert werden, wie die Zeitpläne der Marketingkampagnen aussehen, aber eben auch, welche Probleme und Beschwerden es häufig gibt, wer sich in der Community möglicherweise danebenbenimmt und wie die allgemeine Stimmung ist. Denn so können wir die Kommunikation zwischen Entwicklern und Spielern vereinfachen und dafür sorgen, dass das Spielerlebnis kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert wird“, so Madurska.


Das Spielerlebnis ist ein kompliziertes Thema, das sich obendrein ständig verändert, aber es lohnt sich allemal, sich eingehender damit zu befassen. Durch Analyse der Interaktion mit Spielerinnen und Spielern sowie Auswertung ihrer Rückmeldungen und ihres Verhaltens können Entwickler eine lebendige Community unterstützen und positive Erfahrungen mit ihren Spielen fördern.

Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Player-Experience-Dienstleistungen auch Ihrem Spiel und seiner Community nützen können?


linkedin sharing button
  • #game-testing
  • #game-translation
  • #localization-testing
  • #player-experience
  • #game-services
  • #blog-posts
VERFASSERIN
Abigail Smathers