Eine Person testet ein Videospiel.

Der Spieler der Zukunft

Wie technologische Entwicklungen unseren Blick auf das Spielerlebnis verändern


Gaming entwickelt sich stetig weiter. Wenn Technologien kommen und gehen, ändert sich auch, wie wir Spiele produzieren, sie verkaufen und mit ihnen interagieren. Früher waren Videospiele ein Nischenhobby, dem man in einem Keller nachgegangen ist, heute gibt es professionelle eSportlerinnen und eSportler, Tech-Gurus, Journalistinnen und Journalisten sowie Entertainerinnen und Entertainer, denen Millionen Menschen auf der ganzen Welt zusehen. Die Spielerinnen und Spieler sind nicht mehr das, was sie vor zwanzig Jahren waren, und in weiteren zwanzig Jahren wird man dasselbe über uns heute sagen.

Während sich das Konzept „Spieler“ also wandelt, muss sich auch ändern, wie für uns ein herausragendes Spielerlebnis aussieht. Das wirft zwangsläufig folgende Frage auf: Wie sieht der Spieler der Zukunft aus und was müssen Gaming-Unternehmen ändern, um sich an ihn anzupassen?

Wie hat sich Gaming verändert?

Was früher ein schlichtes Hobby war, das man meist allein verfolgt hat, ist heutzutage ein globales Phänomen mit Dutzenden von Genres, Hunderten von Plattformen und Milliarden von Spielerinnen und Spielern. Dieser Wandel lässt sich zwar auf unzählige Einflüsse zurückführen, aber einige Hauptfaktoren haben diese drastischen Veränderungen der Spielebranche besonders vorangetrieben.

Technologische Fortschritte

Moderne Computer sind um ein Vielfaches leistungsstärker, als sie es in den 1960ern noch waren. So können Entwicklerinnen und Entwickler heutzutage schnellere, komplexere und grafisch ansprechendere Spiele kreieren. Im Laufe der Zeit wurden Atmosphäre und Erzählweise der Spielwelten nicht nur immer dichter, sondern auch das Gameplay nahm ein Tempo an, das die Reflexe und das Geschick der Spielerinnen und Spieler mittlerweile immer mehr herausfordert.

Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) lassen uns direkt in Spiele eintauchen und die Grenzen zwischen virtuellem und realem Raum verschwimmen.

Internetzugang in fast allen Haushalten

Internetanschlüsse für Zuhause stellten die Spielewelt auf den Kopf, denn so konnten erstmals auch weitflächig soziale Aspekte in Videospiele integriert werden, um ein noch breiteres Publikum anzusprechen. Dadurch mussten Entwicklerteams nicht nur ein immer größer werdendes Spektrum aus Profilen in der eigenen Zielgruppe berücksichtigen, sondern gleichzeitig entstanden durch den verbreiteten Internetzugang Foren, soziale Medien und Veröffentlichungen über Videospiele sowie „Massively Multiplayer Online (MMO)“-Games, in denen sich enge Freundschaften und vielfältige Gemeinschaften bildeten.

Das Internet rückte auch die Gaming-Hardware ins Rampenlicht. Ob sie nun leistungsstarke PCs zusammenstellen oder spezielle Zubehörgeräte erwerben wollen, mittlerweile können Gamerinnen, Gamer und Technikbegeisterte jederzeit ein schier unendliches Kompendium aus Wissen abrufen, um herumzuexperimentieren und die Grenzen des Spielens auszureizen.

Onlineforen und soziale Medien

Onlineforen und Social Media gaben Spielerinnen und Spielern Plattformen, auf denen sie wirklich das Gefühl hatten, dazuzugehören. Dort konnten sie ihre Erlebnisse teilen, Freundschaften knüpfen und Teil einer Gemeinschaft werden. Innerhalb dieser Plattformen findet man nicht selten von Fans erstellte Inhalte oder gemeinsame Projekte, sodass Foren und soziale Netzwerke mittlerweile florierenden Modding-Communitys wie der von Stardew Valley ebenso ein Zuhause bieten wie quelloffenen Spielen wie Shattered Pixel Dungeon oder von der Community geführten Spielen wie osu!, in denen Spielerinnen und Spieler selbst Karten erstellen und bewerten können.

Soziale Netzwerke ermutigten Gamerinnen und Gamer nicht nur dazu, tiefere emotionale Bindungen zu Videospielen aufzubauen, sondern machten das Medium auch globaler. Communitys werden immer diverser und mehrsprachiger. Dass man nun mit Spielerinnen und Spielern aus aller Welt interagieren und Einblicke in ihre einzigartigen Perspektiven gewinnen kann, bereichert das Gaming-Erlebnis und rückt auch kulturelle Relevanz und Barrierefreiheit immer mehr in den Vordergrund.

Streaming und eSports

Social Media brachte auch ein neues Genre der Unterhaltung hervor: Streaming und eSports. Diese Phänomene haben Gaming zu einem Publikumssport und einer Karriereperspektive gemacht und die Interaktion mit der Community auf eine ganz neue Ebene gebracht. eSportler und Streaming-Persönlichkeiten sind heutzutage Stars mit allem, was dazugehört – von Fanartikeln über Deals mit Marken bis hin zu loyalen Fans.

Die Beliebtheit solcher Formate ist in den letzten Jahren rasant angestiegen und macht den Zuschauerzahlen des Fernsehens zur Hauptsendezeit Konkurrenz. 2023 sahen sich 6,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer das Finale der „League of Legends“-Weltmeisterschaft live an, während Streamerinnen und Streamern auf Twitch zusammengenommen pro Monat regelmäßig über eine Milliarden Stunden zugeschaut wird.

Mobile Gaming

Mobile Games etablierten sich, indem sie den Fokus auf „Gelegenheitsspielerinnen und Gelegenheitsspieler“ setzten. Videospiele für Mobilgeräte wollen so zugänglich wie möglich sein und wenden sich so an Menschen, die vielleicht weniger Zeit und Geld investieren möchten, also traditionelle Konsolen- und PC-Spielerinnen und -Spieler. Viele Mobile Games sind so konzipiert, dass sie sich am besten in kleineren Zeiteinheiten spielen lassen, damit auch Leute mit fordernden Jobs oder vollen Kalendern spielen können, ohne dass Unterbrechungen des Spiels negative Konsequenzen hätten. Noch dazu nutzen sie Cloud-Dienste, damit Gamerinnen und Gamer hochwertige Videospiele erleben können, ohne dafür kostspielige Hardware zu benötigen.

Obwohl Mobile Games den Ruf haben, in ihrer Machart eher billig zu sein, scheuen neuere Titel keine Kosten und Mühen, um Gelegenheits- und Hardcore-Gamerinnen und -Gamer zu unterhalten. Spiele wie Genshin Impact, Hello Kitty Island Adventure und Call of Duty: Mobile punkten mit Grafik, Gameplay und Storys in AAA-Qualität, sind aber dennoch auf Mobilgeräten verfügbar – und das für satte null Euro.

Kurz gesagt: Gaming ist interaktiver, immersiver, diverser und global vernetzter geworden. Doch diese Veränderungen existieren nicht in einem Vakuum. Sie formen die Gewohnheiten und Erwartungen der Spielerinnen und Spieler und sind so ein wichtiges Element unserer sich stets entwickelnden Definition eines „Spielers“.

Wie kann sich die Spielebranche vorbereiten, um sich den Spielern der Zukunft anzupassen?

„Wenn wir über Spielerinnen und Spieler sprechen, dann geht es häufig um das Spielerlebnis“, erklärt Olga Madurska, Global Program Manager für Player Experience bei Lionbridge Games. „Wie dieses Erlebnis aussieht, hängt davon ab, wie sie mit den Spielen interagieren – und überhaupt interagieren wollen.“

Die Spielerinnen und Spieler von heute sind diverser denn je und ihre Erfahrungen und Erwartungen unterscheiden sich erheblich. Entsprechend ist es für Entwicklungsteams umso wichtiger, Erlebnisse zu schaffen, die für jeden, auch für Menschen mit Behinderungen, zugänglich sind und eine Fülle an kulturellen Hintergründen repräsentieren. Dies umfasst eine anpassbare Steuerung, verschiedene Schwierigkeitsgrade und eine kulturell angemessene Lokalisierung der Videospiele für verschiedene Regionen.

Barrierefreiheit bedeutet auch, Rücksicht darauf zu nehmen, was Spielerinnen und Spieler überhaupt besitzen – für viele ist das Smartphone ihre einzige Konsole. Der Mobile-Gaming-Markt unterscheidet sich enorm vom Konsolenmarkt und während er immer weiter wächst, müssen Entwicklungsstudios darüber nachdenken, wie Konventionen aus dem Mobile Gaming auch das Erlebnis am PC und der Konsole beeinflussen werden.

Dass Smartphones immer leistungsfähiger werden und 5G-Netzwerke immer mehr Verbreitung finden, kurbelt das Wachstum des Mobile Gamings stark an. Hochklassige Spielerlebnisse sind nun unterwegs zugänglich und laufen oft über ein „Freemium“-Modell. Laut Madurska führen diese Entwicklungen im Mobile Gaming auch dazu, dass wir anders über Monetarisierungsstrategien denken.

„Die Branche tut sich schwer damit, ein Gleichgewicht zwischen Monetarisierung und Spielerzufriedenheit zu wahren. Der Aufstieg der Mikrotransaktionen und Kaufmöglichkeiten im Spiel sorgt für zunehmende Bedenken hinsichtlich Fairness und potenziell ausbeuterischen Praktiken, aber die neusten Mobile Games eröffnen eine einzigartige Perspektive darauf, Vertrauen aufzubauen und die Spielerloyalität für sich zu gewinnen.“

Kostenlose Spiele blühen dann auf, wenn der Fokus auf dem Umgang mit VIP-Spielerinnen und -Spielern liegt, nicht wenn die allgemeine Spielerbasis ausgebeutet oder unter Druck gesetzt wird. Mit anderen Worten sollte man die Spielerinnen und Spieler belohnen, die viel Geld ausgeben, als die, die weniger Geld investieren möchten, mit einem schlechteren Spielerlebnis zu bestrafen. In den kommenden Jahren wird es für Entwickler- und Herausgeberteams unumgänglich sein, transparente und ethische Monetarisierungsstrategien zu implementieren, bei denen der Spaß der Spielerinnen und Spieler über dem Profit steht.

Games werden nicht nur vielfältiger, sondern auch sozialer. In den letzten Jahren sieht ein immer größerer Teil der Spielerinnen und Spieler Gaming als ihre soziale Hauptaktivität an. Sie bleiben über Gaming mit ihren Freundinnen und Freunden in Kontakt, sodass plattformübergreifendes Spielen, Chats im Spiel, Integration sozialer Medien und Community-Events immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Außerdem möchten Spielerinnen und Spieler auf der ganzen Welt miteinander interagieren, sodass mehrsprachige Kommunikationsfunktionen und die Kompatibilität der einzelnen Server zunehmend wichtiger werden. Damit diese sozialen Umgebungen jedoch auch freundlich und sicher bleiben, wird eine gute Moderation immer notwendiger.


Zwar wirkt diese Fülle an Veränderungen vielleicht überwältigend, doch Madurska hegt Hoffnungen für die Zukunft des Gamings.

„Die Industrie ist gut dafür aufgestellt, um sich in mehreren Bereichen weiterzuentwickeln. Die rasanten technologischen Fortschritte in Sachen KI, maschinellem Lernen und Cloud Computing bergen ein gewaltiges Potenzial, um noch dynamischere und individuellere Spielerfahrungen zu schaffen. Diese Technologien können Entwicklerteams helfen, das Spielerverhalten besser zu verstehen, um so maßgeschneiderte Inhalte und anpassungsfähige Spielumgebungen zu kreieren, die auf persönliche Vorlieben eingehen.“

Letztlich muss man für ein gutes Spielerlebnis vor allem in Erfahrung bringen, wie sich die eigenen Spielerinnen und Spieler verhalten, wo sie ihre Zeit verbringen und was sie sehen wollen. Wer lange erfolgreich sein möchte, der muss seine Zielgruppe kennen – und wissen, wie sie sich verändert.

Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Sie Erlebnisse schaffen, die Ihre Spielerinnen und Spieler ansprechen und an die sie sich lange erinnern werden? Sehen Sie sich unsere Spielerlebnis-Dienstleistungen an oder wenden sie sich an einen unserer Experten.


linkedin sharing button
  • #game-translation
  • #game-services
  • #blog-posts
VERFASST VON
Abigail Smathers