In der Spieleentwicklung wird mit der „Follow-the-Sun-Methode“ (auch FTS-Methode) eine Herangehensweise bezeichnet, bei der Teams in verschiedenen Zeitzonen zusammenarbeiten, um kontinuierlich voranzukommen, schneller Fehler zu entdecken und die Zeit bis zur Marktreife insgesamt zu verkürzen. Diese Methode ist zwar komplex, kann aber von Grund auf verändern, wie wir Spiele entwickeln, testen und veröffentlichen.
Was bedeutet „Follow the Sun“ eigentlich?
So, wie sich unser Planet dreht und das Tageslicht ununterbrochen von Osten nach Westen reist, so entsteht auch bei der FTS-Entwicklung
ein kontinuierlicher Workflow, bei dem die eigentliche Spieleentwicklung dem Tageslicht buchstäblich über den Globus folgt. Diese Herangehensweise kann die Entwicklungszeit bei zwei Standorten in unterschiedlichen Zeitzonen von 8 auf 16 Stunden verlängern und bei drei Standorten sogar auf bis zu 24 Stunden, wodurch die Entwicklungsdauer insgesamt um bis zu 67 % sinken kann.Im Grunde ist es eine Art Staffellauf, bei dem kein Stab weitergegeben wird, sondern der Code, die Assets oder die Testaufgaben Ihres Spiels. Wenn Team A seinen Arbeitstag beendet, gibt es den Stab an Team B weiter, an das sich wiederum Team C anschließt. Sobald Team C Feierabend macht, ist es bei Team A schon wieder Morgen und der Kreislauf beginnt von vorn.
Hier ein Beispiel: Ihr Team in San Francisco entdeckt am Freitag um 17 Uhr einen kritischen Fehler. Statt nun bis Montagmorgen zu warten oder die Nacht durchzumachen, geben Sie die Fehlerbehandlung an Ihre Kolleg:innen in Sydney weiter. Wenn Sie sich am Montag wieder an die Arbeit machen, haben die Kolleg:innen aus Sydney die Lösung bereits gefunden und getestet, sodass Sie sie nur noch implementieren müssen. Willkommen in der Welt von Follow-the-Sun – einer Strategie in der Spieleentwicklung, die genauso brillant wie herausfordernd ist.
Warum sollte man sich die Mühe machen?
In der heutigen Gaming-Landschaft ist Schnelligkeit kein Vorteil, sondern ein Muss. In dieser 184-Milliarden-Dollar-Branche sind Spieler:innen an ständige Updates, rasante Fehlerbehebungen und nahtlose Spielerlebnisse über alle Plattformen hinweg gewöhnt. Jene Unternehmen, die sich Standorte und Teams in verschiedenen Zeitzonen zunutze machen, sind den anderen dabei immer einen Schritt voraus. Nehmen Sie beispielsweise Gearbox, die neue automatisierte Asset-Management-Pipelines eingeführt haben und danach feststellen konnten, dass sie bei der Entwicklung von New Tales from the Borderlands enorm viel Zeit sparten.
Denken Sie nur an folgende lebensnahe Szenarien, in denen Follow-the-Sun den Spieleentwicklungsprozess verbessern kann:
Wenn die Arbeit auf globale Teams verteilt wird, können kritische Fehler, die Spieler:innen das Spielerlebnis ruinieren, stets sofort behoben werden.
Dank Beta-Tests nach der Follow-the-Sun-Methode können Spieler:innen Ihre Games zu einer angenehmen Uhrzeit testen anstatt in den frühen Morgen- oder späten Nachtstunden. Gleichzeitig verarbeiten die regionalen Teams das Feedback in Echtzeit, sodass ein kontinuierlicher Verbesserungskreislauf entsteht.
Indem globale Teams in heißen Phasen der Entwicklung gut koordiniert werden, müssen keine 16-Stunden-Schichten gemacht werden. Stattdessen geht die Arbeit natürlich von einer Zeitzone in die andere über und Mitarbeiter:innen können beste Ergebnisse erzielen – ganz ohne Burnout.
Besonders mächtig für die Qualitätssicherung
Follow-the-Sun ist zwar für den gesamten Entwicklungskreislauf förderlich, aber die Methode ist selten so transformativ wie in der QS (Qualitätssicherung). Mit FTS können Games nicht nur schneller veröffentlicht werden, sondern sind am Ende auch noch besser. QS-Tester:innen in verschiedenen Zeitzonen und auf verschiedenen Kontinenten können sich besser mit internationalen Partnern koordinieren, um rund um die Uhr Support anzubieten und so eine lückenlose Abdeckung, bessere Kommunikation und realistischere Testbedingungen zu schaffen. Und so funktioniert’s: